Christian Thiele

101 Dinge
die ein
Skitourengeher
wissen muss

  • Christian Thiele
    101 Dinge, die ein Skitouren­geher wissen muss

    Preis: 15,00 €

    168 Seiten, Format 12,0 x 18,5 cm, Klappenbroschur mit Fadenheftung
    ISBN-13: 978-3-7343-1150-5

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  • Auf und ab

    So geht’s im Leben, und so geht’s auf Skitour, der – wie ich finde – schönsten Sportart des Universums. Manchmal ist das Auf schwierig und das Ab leicht, manchmal ist es andersherum. Hier lest Ihr hoffentlich Interessantes, Nützliches, Witziges rund um das völlig nutzlose und doch so lebenswichtige Thema Skitourengehen. Wer das alles lieber zwischen zwei Buchdeckeln hat, kauft am besten mein Buch „101 Dinge, die ein Skitourengeher wissen muss“, es erscheint dieser Tage im Bruckmann-Verlag. 

    Blog.

    3. Januar 2018

    Unterwegs mit Snowcard, oder: Strategie in der Lawinenkunde (Interview mit Jan Mersch)

    Jan Mersch, Diplom-Psychologe, Bergführer und Trainerausbilder für den Deutschen Alpenverein, kennt sich mit der Snowcard so gut aus wie wohl kaum jemand sonst. Schließlich hat er sie – gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Martin Engler – erfunden.

    Was kann ich mit der Snowcard machen?

    Du kannst mit ihr das Risiko abschätzen, das von der aktuellen Lawinengefahr ausgeht. Diese Abschätzung kannst du sowohl bei der Tourenplanung daheim als auch im Gebiet vornehmen – aber eben auch auf der Tour, direkt im Hang, in der Situation vor Ort.

     

    Du hast sie ja erst vor kurzem wissenschaftlich getestet. Diesen Ergebnissen zufolge: was genau bringt die Snowcard?

    Wir haben tatsächlich die Lawinenunfälle der letzten zehn Jahre in Österreich und der Schweiz untersucht. Dabei sind wir zu folgendem Ergebnis gekommen: Etwa 80 Prozent der Unfälle mit tödlichem Ausgang hätte man bei konsequenter Anwendung der Snowcard vermeiden können. Und auch in den Wintern, wo es viele sogenannte Expertenunfälle gibt, wo also ein häufig schwer zu entdeckendes ->Altschneeproblem vorliegt, zeigt die Snowcard eindeutige Hinweise auf ein signifikant erhöhtes Risiko an, wenn man die relevanten Informationen, die zu diesen Unfällen vorliegen, quasi über die Snowcard kämmt. Was man aber mit der Snowcard nicht hinbekommt, ist eine Aussage der Art: „Dieser Hang ist sicher, weil …“

     

    Wenn ich die Snowcard konsequent anwende, kann ich dann überhaupt noch Spaß haben beim Skitouren gehen?

    Also ich bin fast 100 Tage im Winter unterwegs, mache auch Freeride-Geschichten mit anspruchsvollen Kunden, die abfahrtstechnisch wirklich etwas geboten bekommen. Und ich würde sagen: In 80 Prozent der Situationen, in denen ich unterwegs bin, komme ich mit den Empfehlungen der Snowcard wunderbar zurecht. In rund 20 Prozent der Fälle sagt sie mir: „Das ist gerade ganz schön riskant, wie du da unterwegs bist – und die Hälfte dieser Fälle, in denen sie mich bremst, ist absolut gerechtfertigt. In der anderen Hälfte dieser Fälle bediene ich mich der Analytik, betrachte also den Schneedeckenaufbau genauer und finde dann gute Argumente, warum die Snowcard hier falsch liegt. Dazu muss man sagen: Ich bin schon Skifahrer im Winter, ich gehe auf Skitour wegen der Abfahrt, nicht als Bergsteiger – aber ich bin dennoch defensiv unterwegs. Ich suche nicht immer das Megasteile, die krasse Linie ums Eck, wo garantiert noch keiner war.

     

    Wie lerne ich als Anfänger den Umgang mit der Snowcard? Die Grundlage ist natürlich der Lawinenlagebericht, und der ist in den letzten Jahren extrem verbessert worden. Ihn muss ich erstmal lesen und verstehen können, darauf baut die Snowcard auf. Dann muss ich mich natürlich, sowohl per Karte als auch im Gelände, orientieren können, muss wissen, wo ich bin: Welche Expositionen, welche Geländeformen, was für eine Steilheit, dafür brauche ich schon ein gutes Gefühl, um sicher unterwegs zu sein. All das ist nicht so wahnsinnig schwer, aber es hilft, einen Kurs in einer Bergschule oder bei einer Alpenvereinssektion zu machen und sich in der Hinsicht anleiten zu lassen.

     

    Was ist der größte Fehler, den Menschen im Umgang mit der Snowcard machen?

    Da gibt es verschiedene, die verschieden gravierend sind. Einmal die platte Betrachtungsweise, so à la: Da kann ich gar nichts spannendes mehr fahren oder gehen, dieser Blick ist aus meiner Sicht falsch und gefährlich. Der zweite Fehler bezieht sich auf den Einzugsbereich: Bei Gefahrenstufe drei, erheblich, muss ich die steilste Stelle im gesamten Hang in meine Risikoabschätzung einbeziehen, nicht nur den Bereich um die Spur herum. Das unterschätzen viele, und es gibt viele Dreier, bei denen man den Einzugsbereich einfach nicht unterschätzen darf. Sehr gefährlich ist außerdem noch die Anwendung bei Gefahrenstufe zwei, mäßig.

     

    Inwiefern?

    Da denken viele: „Ach, heute kann ich eh steil gehen und fahren.“ Und latschen dann, am besten noch ohne jegliche Abstände, in gefährliche Triebschneehänge hinein…

     

    Die Situationen, in denen die Snowcard eine rote Ampel anzeigt, die aus deiner Sicht, mit deiner Erfahrung nicht gerechtfertigt ist. Wie lassen sich die systematisieren? Oder anders gefragt: Wo kommt die Snowcard typischerweise an ihre Grenzen?

    Überall da, wo kleinräumig die Schneedecke deutlich günstiger aufgebaut ist, weil zum Beispiel der Gipfelhang stark eingefahren ist oder ich auf Grund von sonstigen Untersuchungen zu dem Schluss komme, dass die Situation lokal markant freundlicher ist als im Lagebericht angegeben – denn der gilt ja für ein großes Gebiet, nie für eine einzelne Tour, geschweige denn einen einzelnen Hang. Aber so viele Situationen sind das gar nicht. Mir geht es ziemlich häufig so, dass mir die Snowcard grün oder gelb anzeigt und ich mir denke: „Auweh, das gefällt mir hier gar nicht so gut.“ Selbst in Frühjahrssituationen und bei Altschneeproblemen liegst du mit der Snowcard nicht so schlecht. Sie zwingt dich einfach immer, den Lagebericht sehr gründlich zu lesen. Und damit bekommst du ein sehr gutes Bild von der Gefahrensituation, in der du dich bewegst.

     

    Der Hauptfaktor bei der Anwendung der Snowcard ist ja die Steilheit eines Hanges. Könnten künftig auch andere Geländekategorien stärker miteinbezogen werden, oder wird es dann zu komplex?

    Wenn man sehr stark in die Analytik – also die Untersuchung des Schneedeckenaufbaus – einsteigt, dann hat man es mit einem sehr komplexen und sehr chaotisches System zu tun, das wird immer so bleiben. Deshalb ist es sicher nicht verkehrt, über andere Geländefaktoren nachzudenken, die Snowcard ist da sicher noch nicht das Ende der Entwicklung. Aber wie man das sauber kategorisiert bekommt, das ist halt nicht so einfach. Wie steil wird es hinter diesem Buckel da hinten? Wo könnte es wie stark und wie frisch eingeblasen sein? Wo sind die abgeschatteten Hangbereiche, von denen ich wegbleiben sollte? Das ist alles nicht so leicht zu vermitteln oder gar in ein Schema wie die Snowcard einzubetten, das lernt man eben doch eher mit der Erfahrung.

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    2. Januar 2018

    Ratsch übers Skitourengehen auf BR Heimat

    Theo und ich waren heute zu Gast bei „Habe die Ehre“ auf BR Heimat und haben mit Conny Glogger über Stöckelschuhe, Müsliriegel und die  Skitourengeherei geratscht. Wer reinhören mag, leider ohne die schöne Musi – da wär der Link: https://www.br.de/mediathek/podcast/habe-die-ehre/skitourentipps-mit-christian-thiele/130622

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    1. Januar 2018

    LVS, oder: Wer übet, der findet! (Interview mit Ilari Dammert)

    Ilari Dammert ist ausgebildeter Ski-Guide und studierter Sportwissenschaftler, er arbeitet als Senior Product Manager Avalanche Safety bei Mammut, sprich: Er ist also Obersupertopchecker für die Entwicklung, die Anwendung und den Gebrauch von Lawinenverschüttetensuchgeräten (LVS). 

    Als Sie Ihre ersten Skitouren gegangen sind – wie sahen da die LVS-Geräte unterwegs im Vergleich zu dem, was die heutige Generation kann?

    Ich habe vor rund 20 Jahren die ersten Skitouren gemacht, da war ich so 16. Ein LVS hatte ich immer schon dabei, das war damals noch das F1 focus mit der Ampel drauf. Heute haben wir zum einen die Drei-Antennen-Technologie, das war natürlich ein wichtiger Schritt. Damit hat man keine irreführenden Maximas mehr und vor allem die Feinsuche ist damit viel einfacher und schneller geworden. Das, was wir User-Interface nennen, also wie der Nutzer geführt wird – Pfeile, Distanzanzeige, aber auch die Verlässlichkeit von Mehrfachverschüttungsanzeigen –, all das ist viel hochwertiger geworden. Das Gericht unterstützt und führt einen heute natürlich viel besser. Und die Gruppencheckfunktion tut natürlich auch noch mal viel für die Sicherheit der Kameradenrettung, also dass ich schnell überprüfen kann, ob mein Kamerad sicher und zuverlässig sendet.

    Die alten Hasen auf Skitour sagen ja gerne: „Das Gerät ist immer nur so gut wie sein Anwender, und deshalb kann ich ruhig noch mit meinem alten Ein-Antennen-Gerät gehen“…

    Das ist einerseits ein valides Argument, so lange ich der einzige Verschüttete bin: Man kann mit den alten Geräten schon sehr schnell suchen, wenn man es routiniert macht. Das Problem ist aber: Er wird deutlich schlechter gefunden. Und ich möchte nicht mit ihm zusammen verschüttet werden.

    Wieso?

    Jetzt wird es technisch, dazu muss man sich ein bisschen in die Tiefen der Signalverarbeitung bewegen: Die analogen Geräte haben einen längeren Puls gesendet. Das war ein Vorteil bei der akustischen Suche. Mit den Drei-Antennen-Geräten wird das zu einem großen Nachteil: Denn wenn der alte Sender mit seiner ca. 300-Millisekunden-Bandbreite sendet, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er mein Signal überlagert.

    Die Besitzer moderner Geräte werden also durch Altgeräte in den Strudel des schlechten Signals hereingerissen!

    Genau. Speziell wenn es darum geht ein Altgerät zu finden. Denn wir wisse das bei manchen Geräten dieser Altengeneration, schon damals Bauteile zum Einsatz kamen die, die Eigenschaft haben ein unregelmäßiges Sendemuster zu begünstigen bzw. deren Antennen über die Zeit außerhalb des Normbereichs driften. Und dann wird es richtig fies.

    Und wenn noch zwei Altgeräte ins Spiel kommen oder jemand sucht, der nur so mittelviel Routine hat – dann wird es russisches Roulette.

    Deshalb ist aus meiner Sicht die Zeit der Altgeräte vorbei und deren Weiterverwendung nicht empfehlenswert.

    Wer die Finger trotzdem nicht von Ihnen lassen kann für den gilt: Altgeräten funktioniert nur, wenn sie über all die Jahre perfekt gewartet wurden. Und der Besitzer sehr regelmäßig die Suche mit dem Gerät trainiert.

    Außerdem würde ich noch sagen: Wer schon so fit ist, dass er mit einem Ein-Antennengerät schnell suchen kann, der wird nach einer kurzen Umstellungsphase und etwas Training mit einem Drei-Antennengerät noch fixer sein, oder?

    Auf jeden Fall! Zumal ich mit den ganz neuen LVS ja auch einen analogen Ton aufbauen kann, damit habe ich die Vorteile aus der alten und der neuen Welt gemeinsam. Und werde zusätzlich noch schneller gefunden. Und wenn noch zwei Altgeräte ins Spiel kommen oder jemand sucht, der nur so mittelviel Routine hat – dann wird es russisches Roulette.

    Die Zahl der Skitourengeher in den letzten Jahren ist massiv gestiegen, die Zahl der Lawinenopfer sinkt leicht, das relative Risiko ist also massiv gesunken. Woran liegts? 

    Die einzelnen Gründe sind schwer zu quantifizieren, aber ich glaube, es sind – neben den verbesserten LVS-Geräten – drei weitere Faktoren: Jeder, der sich im Wintersport abseits der gesicherten Pisten bewegt, hat inzwischen Schaufel, Sonde und LVS dabei und kann damit per Kameradenrettung gefunden werden und finden. Zweitens haben die Alpenvereine, Bergschulen und Bergsportausrüster auch einen guten Job bei der Ausbildung gemacht. Das kann immer besser werden, aber das Niveau der Leute ist schon gestiegen. Die Lawinenlageberichte werden, drittens, mehr gelesen, die Skitourengeher sind auch nicht mehr zu fünfzehnt in einem Hang unterwegs, das Risikomanagement hat sich einfach etabliert.

    Was sind die Hauptfehler, die Skitourengeher beim Umgang mit dem LVS machen und abstellen sollten?

    Ich glaube, viele sollten sich erstmal genauer mit ihrem Gerät und dessen Anwendung beschäftigen: Wann folge ich dem Pfeil bei der Grobsuche, wie verhalte ich mich beim Auskreuzen im Nahbereich – all die Sachen, die man in einem Kurs lernen und trainieren kann. Es wäre auch gut, sich genauer mit Störeinflüssen zu beschäftigen: Handy aus, GPS-Uhr nicht an der Suchhand tragen, all das kann die Signale aushebeln! Und es würde sicher viel helfen, wenn man sich in der Suchsituation, trotz all dem Stress, noch mal kurz innerlich sammelt, die Abläufe für sich durchgeht – und dann gemäß den Vorgaben des Gerätes suchen statt kopflos in der Gegend herumzurennen. Wir haben uns bei der Neuentwicklung unserer Geräte gemeinsam mit Psychologen mit  beteiligten einer Lawinenrettung zusammengesetzt und mittels Tiefeninterviews uns von deren Erfahrung berichten lassen. Und Leute, die zum Teil fünf oder noch mehr Trainingstage im Jahr hatten, konnten in der Lawinensituation zum Teil nicht mal mehr den Ein-/Ausschalter ihres Gerätes bedienen. Deshalb haben wir jetzt noch deutlichere Animationen, was wann wie im Suchprozes zu tun ist, in unseren Geräten implementiert.

    Wie lernt man den Umgang mit dem LVS am besten?

    Wer sich noch gar nicht damit beschäftigt hat, sollte am besten einen Kurs über zwei, drei, vier Tage machen. Und dann sollte man sich jede Saison mindestens einen Tag mit der gesamten Kameradenrettung beschäftigen. Es gibt ja viele Trainingsparks mittlerweile, oder man kann auch bei Schlechtwetter auf der Hütte mal zwei, drei Geräte vergraben und dann suchen. Es braucht da aus meiner Sicht keine Suchweltmeisterschaften mit fünf nahe beieinanderliegenden Tiefstverschütteten mit überlagerten Sendemustern, sondern man sollte einfach reflektiert lernen und regelmäßig üben, wie die Suche geht. Dazu gehört auch das effektive und zielgerichtete -> Schaufeln, das wird aus meiner Sicht sträflich vernachlässigt, denn das braucht immer noch am meisten Zeit und Kraft.

    P.S.: Die Sicherheitsforschung des Deutschen Alpenvereins hat die aktuellen LVS-Geräte getestet – hier findet Ihr die Testergebnisse.

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    29. Dezember 2017

    Noch eine freundliche Erwähnung

    Measi, Allgäuer Zeitung!

     

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    19. Dezember 2017

    Freundliche Erwähnung

    …bei den Damen und Herren bei Radio Tirol, measi! Wer mag: Gern hier reinhören.

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    20. November 2017

    Am Pitztaler Gletscher: Tirols erster Skitourenpark eröffnet

    Schneesicher, hoch hinaus, trotzdem lawinensicher – und noch mit Ausleihtrallala: Das verspricht der neue Skitourenpark am Pitztaler Gletscher.

    Das sind die drei Routen:

    Kogelroute (blau)

    Länge: 2 km
    Höhenmeter: 440
    Aufstiegszeit: ca. 1 h
    Startpunkt: Talstation Schlepplift Brunnenkogel

     

    Fernerroute (rot)

    Länge: 3,5 km
    Höhenmeter: 440
    Aufstiegszeit: ca. 2 h
    Startpunkt: Talstation Gletschersee der Mittelbergbahn

     

    Cappucinoroute (schwarz)

    Länge: 2,5 km
    Höhenmeter: 620
    Aufstiegszeit: ca. 2 h
    Startpunkt: Talstation Schlepplift Brunnenkogel

     

    Nach meinen Recherchen bekommt man auf der letztgenannten Route den Cappuccino nicht auf dem danebenherlaufenden Laufband oder vom Skitourenbutler serviert, sondern man muss ihn sich selbst bestellen.

    Aber schaut’s es Euch selbst an!

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    17. November 2017

    Kinder, oder: warum und wenn ja ab wann wohin wie mit den Kleinen auf Skitour? (Interview mit Walter Zörer)

    Walter Zörer ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Vater zweier Kinder – und er bietet seit einigen Jahren Skitourenveranstaltungen für Kinder an. Informationen dazu unter www.mc2alpin.at

     

    Soll man ein Kind mit auf Skitour schleifen, oder ist das nicht eigentlich totaler Egoismus von Skitourennarrischen Eltern, die das als Familienaktivät verkaufen?

    Das gibt es sicher auch. Aber die Kinder machen ja gerne das, was die Eltern auch machen. Deshalb kann man die Kinder schon mitnehmen – nur muss das Produkt Skitour dann ganz anders ausschauen als für Erwachsene.

     

    Nämlich?

    Je kleiner die Kinder, desto mehr muss einfach der Spaß im Schnee im Vordergrund stehen. Ein Gipfel oder eine Bestzeit, das interessiert Kinder in der Regel nicht. Ein bisschen die Zähne zusammenbeißen darf zwar auch dazugehören, aber mit vielen Pausen, mit Weihnachtskeksen und heißem Orangentee schafft man dann zusammen doch noch mal die 50 Höhenmeter zur Hütte oder zu welchem Ziel auch immer.

     

    Worauf muss ich besonders achten, wenn ich mit Kindern auf Skitour unterwegs bin?

    Der Weg ist das Ziel, das gilt besonders für kleine Kinder. Nach Tierspuren schauen, schöne Ausblicke, Abenteuer im Schnee, das ist wichtig. Jedes Kind ist anders, aber ab zehn Jahren kann dann auch mal ein Gipfel das Ziel sein – der Blick von oben ist ja auch für Kinder ein schönes Erfolgserlebnis. Aber länger als eine, anderthalb Stunden reine Gehzeit sollte man in der Regel nicht unterwegs sein. Das weitere Gehen kommt dann irgendwann von selber. Dann muss man bald schauen, dass sie einem nicht davonlaufen…

     

    Das ist dann ein anderes Thema… Anderthalb Stunden Gehzeit, wie viele Höhenmeter sind das?

    Um die 400, je nach Steilheit des Geländes. Und wenn es oben ein schönes Gasthaus mit einem guten Schnitzel gibt, um so besser!

     

    Gelände, Verhältnisse, was muss ich da bei Kindern speziell beachten?

    Das hängt sehr vom Skikönnen ab, das kann bei Kindern extrem variieren. Die Beine sind natürlich kürzer, die Ski kleiner und leichter, deshalb ist es für Kinder bei Bruchharsch oder sonstwie schlechtem Schnee oft gar nicht so lustig. Schön ist es natürlich, wenn man durch den Wald aufsteigt und die Kinder dann auf der Piste abfahren können.

     

    Ich habe den Eindruck, dass Kinder mehr, aber auch kürzere Pausen brauchen, weil sie schnell wieder auf Touren kommen. Was ist da Deine Erfahrung?

    Vollkommen richtig. Lieber ein paar Kekse mehr eingesteckt und eine kurze Pause mehr, wobei das auch für Erwachsene Sinn macht, häufigere und dafür kurze Pausen zu machen. Dann fährt der Motor auch nicht so herunter.

     

    Mamas alter Ski – eine gute Idee?

    Es kann auch der vom Papa sein, aber meistens ist es der von der Mama, weil die kleiner ist… Viele Kinder werden dadurch vergrault, weil die Ski dann doch zu lang und zu schwer sind. Es muss keine komplett neue Ausrüstung sein, der Bindungseinsatz für knappe 100 Euro mit einem alten Fell auf dem normalen Pistenski vom letzten Jahr tuts auch. Damit kann man problemlos die ersten Touren machen. Generell empfehle ich, je nach Modell und Fahrkönnen, einen Ski, der zehn Zentimeter kürzer ist als die aktuelle Pistenlänge. Lieber zu kurz als zu lang.

     

    Wie viel kann/darf/soll das Kind selbst schleppen? Wir haben als Skitourengeher ja viel dabei…

    Das Kleinkind am besten gar nichts. Ab circa acht Jahren kann das Kind in einem eigenen Rucksack vielleicht die Reservehandschuhe tragen – aber das wirkliche Gewicht müssen der Papa und die Mama tragen. Wer abseits der Piste unterwegs ist, muss natürlich auch dem Kind ein LVS-Gerät umziehen. Und geht am besten mit einem Bergführer, wenn er sich nicht besonders gut auskennt. Bei älteren Kindern darf dann ruhig auch die Schaufel und die Sonde dazu kommen, das macht die Kinder ja auch stolz.

     

    Haben Kinder in punkto Bekleidung andere Bedürfnisse als Erwachsene?

    Normal reicht bei den Kindern eine übliche Skihose, man geht ja kein Rennen. Zum Hinaufgehen lieber etwas leichteres als ein richtiger Anorak. Wichtig noch: Die Erwachsenen haben häufig die tollsten Sportbrillen, und die Kinder haben gar keine oder müssen mit der Skibrille gehen – das ist natürlich sehr unbequem.

     

    Und jetzt wohin? Ideen für Touren mit Kindern bietet das Buch Skitouren mit Kindern: Tipps, Trick und Routenvorschläge für Familienskitouren von Bernhard Ziegler (tourentipp-Verlag, 19,95 Eur, hier zu bestellen)

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    16. November 2017

    Drei Allgäuer unterwegs im Schnee

    Eine abenteuerliche Traumtour auf die höchste Hütte in den Allgäuer Alpen, das Hermann-von-Barth-Haus: Aki, Martin und ich waren dort unterwegs. Martin hat pfundig geknipst, ich habe so gut es mir halt möglich ist geschrieben, herausgekommen ist eine Geschichte für „Heimatstark“, das Magazin von Allgäustrom (bald online).

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    Moderne Alpinarchitektur im Allgäu

    13. November 2017

    Moderne Alpinarchitektur im Allgäu

    Für die, die noch nicht auf Tour sind, zum Beispiel verletzungsbedingt :-(, hier was nettes über alpines Bauen im Allgäu: https://www.br.de/mediathek/video/berggeschichten-moderne-alpinarchitektur-im-allgaeu-av:584f7c8d3b46790011966dd9?t=16s

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    Der Autor.

    Christian Thiele
    Foto: Martin Erd, www.martinerd.com

    Ich bin leidenschaftlicher Skitourengeher, Telemarker und – leider talentfreier – Kletterer. Aufgewachsen in Füssen im Allgäu, lebe ich nach Auslandsaufenthalten (Berlin und noch weiter) mit meiner Patchworkfamilie in Partenkirchen. Für die DAV Sektion Oberland gebe ich Lawinentrainings und Führungstouren (Trainer C Skibergsteigen).

    Als Coach, Führungskräftetrainer und Vortragsredner habe ich mich auf das positive Führen spezialisiert, das heißt:  Ich will mit meiner Arbeit dazu beitragen, dass Menschen erfolgreicher, gesünder und mit mehr Gaudi arbeiten. Besonders gerne, aber nicht immer bringe ich äußere Bewegung und innere Veränderung am Berg zusammen.

    Ursprünglich bin ich studierter Politikwissenschaftler und gelernter Journalist, ich habe als Reporter, Textchef und Chefredakteur für unterschiedliche Medien gearbeitet. Inzwischen schreibe ich weniger. Und wenn dann über Themen, die entweder mit Bergen oder mit Führung zu tun haben – oder mit beidem.

    Kontakt

    CHRISTIAN THIELE

    Mittenwalder Straße 15A
    82467 Partenkirchen

    mail@101-dinge-skitourengeher.de
    +49-172-775 94 47
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