Kinder, oder: warum und wenn ja ab wann wohin wie mit den Kleinen auf Skitour? (Interview mit Walter Zörer)
Walter Zörer ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Vater zweier Kinder – und er bietet seit einigen Jahren Skitourenveranstaltungen für Kinder an. Informationen dazu unter www.mc2alpin.at
Soll man ein Kind mit auf Skitour schleifen, oder ist das nicht eigentlich totaler Egoismus von Skitourennarrischen Eltern, die das als Familienaktivät verkaufen?
Das gibt es sicher auch. Aber die Kinder machen ja gerne das, was die Eltern auch machen. Deshalb kann man die Kinder schon mitnehmen – nur muss das Produkt Skitour dann ganz anders ausschauen als für Erwachsene.
Nämlich?
Je kleiner die Kinder, desto mehr muss einfach der Spaß im Schnee im Vordergrund stehen. Ein Gipfel oder eine Bestzeit, das interessiert Kinder in der Regel nicht. Ein bisschen die Zähne zusammenbeißen darf zwar auch dazugehören, aber mit vielen Pausen, mit Weihnachtskeksen und heißem Orangentee schafft man dann zusammen doch noch mal die 50 Höhenmeter zur Hütte oder zu welchem Ziel auch immer.
Worauf muss ich besonders achten, wenn ich mit Kindern auf Skitour unterwegs bin?
Der Weg ist das Ziel, das gilt besonders für kleine Kinder. Nach Tierspuren schauen, schöne Ausblicke, Abenteuer im Schnee, das ist wichtig. Jedes Kind ist anders, aber ab zehn Jahren kann dann auch mal ein Gipfel das Ziel sein – der Blick von oben ist ja auch für Kinder ein schönes Erfolgserlebnis. Aber länger als eine, anderthalb Stunden reine Gehzeit sollte man in der Regel nicht unterwegs sein. Das weitere Gehen kommt dann irgendwann von selber. Dann muss man bald schauen, dass sie einem nicht davonlaufen…
Das ist dann ein anderes Thema… Anderthalb Stunden Gehzeit, wie viele Höhenmeter sind das?
Um die 400, je nach Steilheit des Geländes. Und wenn es oben ein schönes Gasthaus mit einem guten Schnitzel gibt, um so besser!
Gelände, Verhältnisse, was muss ich da bei Kindern speziell beachten?
Das hängt sehr vom Skikönnen ab, das kann bei Kindern extrem variieren. Die Beine sind natürlich kürzer, die Ski kleiner und leichter, deshalb ist es für Kinder bei Bruchharsch oder sonstwie schlechtem Schnee oft gar nicht so lustig. Schön ist es natürlich, wenn man durch den Wald aufsteigt und die Kinder dann auf der Piste abfahren können.
Ich habe den Eindruck, dass Kinder mehr, aber auch kürzere Pausen brauchen, weil sie schnell wieder auf Touren kommen. Was ist da Deine Erfahrung?
Vollkommen richtig. Lieber ein paar Kekse mehr eingesteckt und eine kurze Pause mehr, wobei das auch für Erwachsene Sinn macht, häufigere und dafür kurze Pausen zu machen. Dann fährt der Motor auch nicht so herunter.
Mamas alter Ski – eine gute Idee?
Es kann auch der vom Papa sein, aber meistens ist es der von der Mama, weil die kleiner ist… Viele Kinder werden dadurch vergrault, weil die Ski dann doch zu lang und zu schwer sind. Es muss keine komplett neue Ausrüstung sein, der Bindungseinsatz für knappe 100 Euro mit einem alten Fell auf dem normalen Pistenski vom letzten Jahr tuts auch. Damit kann man problemlos die ersten Touren machen. Generell empfehle ich, je nach Modell und Fahrkönnen, einen Ski, der zehn Zentimeter kürzer ist als die aktuelle Pistenlänge. Lieber zu kurz als zu lang.
Wie viel kann/darf/soll das Kind selbst schleppen? Wir haben als Skitourengeher ja viel dabei…
Das Kleinkind am besten gar nichts. Ab circa acht Jahren kann das Kind in einem eigenen Rucksack vielleicht die Reservehandschuhe tragen – aber das wirkliche Gewicht müssen der Papa und die Mama tragen. Wer abseits der Piste unterwegs ist, muss natürlich auch dem Kind ein LVS-Gerät umziehen. Und geht am besten mit einem Bergführer, wenn er sich nicht besonders gut auskennt. Bei älteren Kindern darf dann ruhig auch die Schaufel und die Sonde dazu kommen, das macht die Kinder ja auch stolz.
Haben Kinder in punkto Bekleidung andere Bedürfnisse als Erwachsene?
Normal reicht bei den Kindern eine übliche Skihose, man geht ja kein Rennen. Zum Hinaufgehen lieber etwas leichteres als ein richtiger Anorak. Wichtig noch: Die Erwachsenen haben häufig die tollsten Sportbrillen, und die Kinder haben gar keine oder müssen mit der Skibrille gehen – das ist natürlich sehr unbequem.
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